jeudi 22 mars 2007

Der feine Unterschied

Ce texte est la traduction allemande de l'article rédigé par Didier Marlier et publié le 20 mars.

Der interessierte und geneigte Betrachter empfindet es wie ein Déjà-Vu: wie schon 2002 scheint auch der aktuelle französische Präsidentschaftswahlkampf im gewollten Durcheinander stecken zu bleiben.

Mehr noch als 2002 nähren gezielte Desorientierung und Unklarheiten bei den bürgerlichen Wählern Frust und Unsicherheit: Wer und wo ist mein Kandidat? Zu welchem politischen Lager fühle ich mich zugehörig?

Wer oder was ist „links“? Und „rechts“?

Ohne Zweifel hat Ségolène mit einzelnen Äußerungen wie z.B. zur Kriminalität oder zur „Carte Scolaire“ Verwirrung hervorgerufen, vor allem bei denen, die immer und überall unsicher sind und Probleme wittern.

Aber es sind doch zunächst und vor allen die Kandidaten des konservativen und rechten Spektrums, die, aus allzu ersichtlichen taktischen Gründen und natürlich auch, weil sie aus den Ereignissen des Jahres 2002 ihre Lehren gezogen haben, einen unterschwelligen Geräuschpegel aufrecht erhalten, um die traditionellen Aussagen der Linken und ihrer Verbündeten zu übertönen, und diese so, wenn nicht unhörbar, aber doch schwer verständlich zu machen.

Nicolas Sarkozy, der Kandidat der Rechten wohlgemerkt, zitiert Jaurès und Rosa Luxemburg;
im gleichen Atemzug aber preist er die Abschaffung der Vermögenssteuer und die Einführung der Höchststeuer. Der alte Meister der unaufrichtigen Rhetorik Jean Marie LePen erstaunt uns mit seinem neuen Interesse für „gute“ Migranten und den Tierschutz ebenso wie Monsieur Bayrou, immerhin ehemaliger Schul- und Erziehungsminister und erklärter Verfechter der Privatisierung der schulischen Bildung in seiner neuen Rolle als Verteidiger der staatlichen Bildung und Erziehung.

In seinem Werk „Der feine Unterschied“ führt Bourdieu aus, wie sich die Oberschicht den Goût der Mittel- und Unterschicht erschleicht und diese damit kulturell entblößt: Cassoulet und Pot au Feu werden zur Delikatesse, zum Feinsten vom Feinen und damit den Armen „entrissen“, die sich zum Ausgleich mit Kaviarersatz und Perlwein begnügen (müssen).

LePen, Sarkozy und Bayrou bedienen sich auf ihre Art genau dieser Methode: sie rühren in der Suppe des (Wahl-) Volkes, um so auch der eigenen Suppe einen liberalen Geschmack zu geben und sich als Verteidiger des einfachen Eintopfes präsentieren zu können.

Aber sie wollen das Amt des Küchenchefs um jeden Preis und ihr Menu heißt Erhalt der besten Plätze an den fettesten Töpfen für die ohnehin schon Reichsten.

Der kleine Mann von der Straße, wie Du und ich, der sein Geld mit täglicher Arbeit verdienen muss, ist gut beraten, nicht nur das Tagesgericht und die plakative Werbung des Küchenchefs zu sehen, sondern vor allem sein komplettes Menu zu hinterfragen, bevor man der Küche blind vertraut.


Die Sozialisten haben Ségolène Royal zum Chefkoch ernannt, und diese Chefköchin hat entgegen aller Behauptungen und Kritik als einzige einen klaren Menuvorschlag, den man im Programm der Parti Socialiste detailliert und differenziert schwarz auf weiß nachlesen kann - damit man weiß, was auf den Tisch kommt, wenn die Herde des Wahlkampfes erloschen sind!

Didier Marlier
Deutsche Übersetzung : Holger Dransfeld

2 commentaires:

Anonyme a dit…

BAYROU hat Frankreich gewarnt: Sarkozy ist eine Gefahr für die Demokratie. Seine übernahme der Nationalistischen und antideutschen Thesen von Le Pen in seinem Wahlkampf machen eine Mitte-Links Koalition in Frankreich wahrscheinlicher.

Anonyme a dit…

Danke sehr an den Autor.

Gruss Nanna